Rückreise mit sechs WM-Medaillen im Gepäck

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Vier Kämpfer der Haslifighters aus Meiringen traten an der Weltmeisterschaft im Kickboxen an. Der Wettkampf im US-amerikanischen Orlando konnte erfolgreich gestaltet werden - zur Freude des Trainers.

Bericht aus der Jungfrauzeitung von Urs Häfliger



«Es ist wie Schach, nur viel schneller», beschreibt Kickbox-Doppelweltmeisterin Patricia Berlingieri die Sportart, in der sie in diesem Jahr triumphierte. Die 35-jährige Tochter von Haslifighter-Coach Antonio Berlingieri war zusammen mit den Kämpfern Michael Jantschgi (35), Timo Näf (20) und Anton Streich (34) an der WM in den USA.

 

Der Wettkampf fand zwischen dem 23. und 30. September in Orlando im Bundesstaat Florida statt. Alle vier Kämpfer traten in der Disziplin Point Fighting an, in der es ähnlich dem Fechten darum geht, schneller als der Gegner einen Treffer zu landen. Doch bevor es soweit kam, war Training angesagt: 14 Wochen vor dem ersten Wettkampf startete die Vorbereitung mit vier bis sechs Trainingseinheiten pro Woche und zusätzlichem Kraft- und Lauftraining. Zudem sind für die Qualifikation Resultate an internationalen Turnieren gefordert: «Ohne unsere Sponsoren, die uns einen Reisebus oder Nahrungsmittel zur Verfügung stellen, wären die Fahrten ins Ausland nur schwer vorstellbar», erklärt Antonio Berlingieri.


 

Verletzungspech und Glücksmoment

An der Weltmeisterschaft traten schliesslich 49 Nationen mit insgesamt rund 1200 Kämpfern in den Sportarten Kickboxen und Karate an. Pro Disziplin und Kategorie, welche noch in Gewicht und Alter unterteilit sind, starteten zwischen 15 und 25 Kämpfer. Doch nicht alle Länder entsendeten eine Delegation in die USA: «Einerseits, weil die Reise teuer ist, und andererseits, weil vielleicht nicht alle ein Visum erhalten haben», erklärt Antonio Berlingieri.

Während Patricia Berlingieri ihren Titel in der Kategorie Senioren für Kämpfer zwischen 18 und 34 Jahren trotz eines Rückstands in der ersten Runde des Finals verteidigen konnte, war der Erfolg bei den Veteranen ab 35 Jahren einiges schwieriger zu erringen. Ein Schlag im Halbfinal aufs Schienbein liess die Wadenmuskulatur erstarren, sodass sie zunächst nicht mehr laufen konnte und sie sich mit der Bronzemedaille hätte zufrieden geben müssen: «Ohne der Unterstützung des Teams und unseres Physios Salomon Frei hätte ich nicht im Final antreten können», so die Meiringerin. Doch sie ging an den Start – und gewann souverän die Goldmedaille.

Unorthodoxe Kampfstile

Auch Timo Näf durfte sich eine Medaille umhängen lassen. Nachdem der Spiezer die ersten zwei Runden ebenfalls locker überstanden hatte, traf er im Halbfinal auf einen Kämpfer aus dem Libanon. Aufgrund seiner fehlenden Erfahrung konnte er gegen den «unorthodoxen» Kampfstil seines libanesischen Kontrahenten wenig ausrichten, sodass er mit dem dritten Platz vorlieb nehmen musste. «Wäre der Kampf noch ein wenig länger gegangen, hätte es anders ausgehen können. Das sagte mir auch mein Coach so», erklärt Näf. Trotzdem ist er zufrieden: «Auch wenn ich gewinnen wollte, kann ich die Medaille durchaus geniessen.»

 

Im Final gegen den Trainingspartner

Michael Jantschgi trat wie Patricia Berlingieri in zwei Kategorien an, einmal bei den Veteranen und einmal in der Grand Champion-Kategorie (ohne Gewichtsklassen). Bei den Veteranen gelang ihm aus seiner Sicht nicht allzu viel: «Ich war den ganzen Tag nervös, was nicht sehr hilfreich war», sagt Jantschgi. Er verlor im Halbfinal mit einem Punkt Unterschied und musste sich mit dem dritten Platz begnügen.

 

Dafür trumpfte er bei den Grand Champions gross auf: Nachdem er die Kämpfer aus Guatemala, Mexiko und den USA besiegte, fand er sich im Final wieder. Sein Gegner war ein alter Bekannter – sein Trainingspartner Anton Streich: «Antonio Berlingieri coachte mich während des Finals, Patricia stand hinter Anton. So haben beide jeweils versucht, die Taktik für den Kampf anzupassen», erklärt Jantschgi, der das bessere Ende für sich hatte.


Der fast komplette Medaillensatz, den die Schweizer
Delegation an der Kickbox-WM in den USA gewonnen hat.

 

Kickboxen oder Karate?

Die Schweizer Delegation zeigte somit in Orlando eine starke Leistung. Zur Belohnung dafür ging es noch fünf Tage in die Glücksspielmetropole Las Vegas. «Das war bereits vor dem Wettkampf klar, dass wir dorthin gehen. Entweder um den Frust zu vergessen oder um zu feiern. Zum Glück war es, um zu feiern», sagt Patricia Berlingieri. Auch Trainer Antonio Berlingieri ist mit der Ausbeute zufrieden: «Eigentlich bin ich nie zufrieden. Doch mit dieser Vorbereitung und der gezeigten Leistung kann ich nicht anders.»

 

Obwohl die Siege noch nicht so lange her sind, ist das Team bereits wieder fokussiert auf die Wettkämpfe im kommenden Jahr: «Wir möchten unsere Titel verteidigen», sagt Jantschgi und schaut dabei zu Patricia Berlingieri. «Wenn möglich, versuche ich, den Hattrick zu schaffen», erklärt sie und ergänzt: «Vielleicht trete ich noch im Karate an, das würde mich reizen.»